ALLES IST GUT

 

Endlose Strandspaziergänge. Barfuß gehen. Muscheln sammeln. Mit dem Meer plaudern, auch wenn es nicht sehr gesprächig ist. Auf meine verworrenen Lebensfragen hatte es nur zwei Antworten: Geduld und Vertrauen. Keine Diskussionen, kein Verhandeln. Einfach nur: Geduld und Vertrauen. Das ist alles, was ich zwischen dem Lärm der Wellen hören konnte. Und es war genug.


 

Wenn die eigene, kleine Welt zur selben Zeit zusammenbricht wie die große – erst die Pandemie, dann der Krieg und dann noch immer die Pandemie – dann möchte man sich an jede noch so kleine Konstante klammern, die sich finden lässt.

Man möchte sich festhalten, statt ständig irgendetwas loszulassen.

Doch woran kann man sich überhaupt festhalten? 

Was fühlt sich noch nach Sicherheit & Geborgenheit an?

Nicht mal mehr auf den Wechsel der Jahreszeiten ist Verlass.

Ach ja, der Klimawandel – noch so ein globales Problem, das sich auch im eigenen Mikrokosmos niederschlägt. Das Vorhaben einer Reise ruft sofort das schlechte Gewissen auf den Plan.  

Ich habe mich seit meiner letzten Reise im Oktober – die wohl schwerste meines Lebens – nicht mehr erholt. Seither weiß ich etwas, das ich gar nicht wissen wollte:

Dass man eine Urne problemlos im Handgepäck transportieren kann.

Und dass das Leben weitergeht, ob man nun Lust darauf hat oder nicht. 

Dann kam der Winter. Und mit ihm die Trauer und die Aussichtslosigkeit.

‚Erschöpfung‘ lautete nur eine der Diagnosen, die sich mit einem handfesten grippalen Infekt an meinen fahlen Winterteint schmiegte.

Ich glaube, die Depression wäre die nächste Stufe auf dieser Abwärtsspirale gewesen, hätte ich mich nicht mit einem einzigen Gedanken buchstäblich über Wasser gehalten: Ich sah das Meer vor meinen Augen. Ich stellte mir vor, wie ich barfuß lange Strandspaziergänge machen, Muscheln sammeln und mit den Wellen im Einklang atmen würde.

Es ist wichtig, seine ultimativen Kraftquellen zu kennen.

Die Medizin, die das Zerbrochene heilt.

Der Atlantik ist meine.

Meine Reise hatte ich noch im vollen Besitz meiner Kräfte und in einem Anfall von Selbstliebe gebucht.

Atmen, tanzen und auf wilde und verrückte Weise mit gleichgesinnten Menschen in die Magie der Elemente tauchen. Erde, Wasser, Feuer, Luft. 

Ich wollte emotionalen Ballast in sicherer Atmosphäre verarbeiten und zurücklassen. Und endlich wieder so etwas wie Freude & Leichtigkeit spüren. 

Es ist alles so eingetroffen:

Endlose Strandspaziergänge. Barfuß gehen. Muscheln sammeln. 

Mit dem Meer plaudern, auch wenn es nicht sehr gesprächig ist. 

Auf meine verworrenen Lebensfragen hat es nur zwei Antworten: 

 

Geduld und Vertrauen. 

Geduld und Vertrauen.

Keine Diskussionen, kein Verhandeln. 

Einfach nur: Geduld und Vertrauen. 

 

Das ist alles, was ich zwischen dem Lärm der Wellen hören konnte

Nicht gerade meine Lieblingswörter. Deshalb spült sie mir das Meer wohl noch öfter vor die Füße. 

 

Es ist ja eigentlich alles ganz einfach. 

So einfach wie die Liebe selbst.

 

Ein Retreat mit 45 Menschen.

Frauen und Männer, die ihre Masken ablegten und sich verletzlich zeigten.

Berührende Geschichten, die erzählt wurden. 

Emotionen, die sich mal laut, mal leise gezeigt haben. 

Tränen, die gemeinsam geweint wurden.

Umarmungen, die schon nach kurzer Zeit süchtig machten. 

Atmung und Bewegung, die wirkungsvoller waren als jede Droge. 

 

Yin und Yang in seiner vollen Kraft und Bestimmung. 

Ermutigend und bestärkend. Ehrlich und echt.

 

ALL IS WELL. 

 

Ich weiß nicht, ob es an diesem besonderen Kraftplatz am Ende Europas liegt.

Oder am Atlantik, der nur einen Steinwurf entfernt, seine unbändige Magie entfacht.

Oder an der fremden Sprache, die mein Kopf kaum greifen kann, die mein Herz aber fließend spricht. 

 

Es sind die Menschen, die plötzlich die sind, die sie schon immer waren und sein wollten. 

Es war mir noch nie so klar, worum es im Leben geht: 

 

1.     Die ERDE unter den Füßen spüren.

2.     Den Körper bewegen, damit die Energie in den FLUSS kommen kann.

3.     Niemals zögern, sondern mutig durchs FEUER gehen. 

4.     Sich mit jedem ATEMZUG an der Essenz des eigenen Seins erfreuen.

5.     Wieder lernen, dass die LIEBE über allem steht.  

 

Geduld und Vertrauen. 

Ich atme. 

Ich bin. 

ALLES IST GUT.

 

xo Jeanette

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xo Jeanette