LAISSEZ-FAIRE FÜR DAS INNERE KIND

 

Da bin ich die ganze Zeit so damit beschäftigt, es richtig und irgendwie besser zu machen. Morgens früher aufstehen, um den Tag produktiver zu gestalten. Einen bewussten und gesunden Lebensstil so angestrengt zu verfolgen, dass das Wichtigste schon mal abhanden kommt. Der Spaß, die Freude, das Nichtstun und das Nichtdenken. Doch eines Nachts fand ich ziemlich überraschend eine ziemlich gute Lösung für mein Problem.


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Das Bild zeigt nicht nur einen bezaubernden Moment am ersten Morgen des neuen Jahres, sondern auch einen seltenen.

Denn wann marschiere ich schon zum Sonnenaufgang an einem menschenleeren Strand entlang? Nicht allzu oft. Und das liegt gar nicht mal an einem Mangel an Stränden oder Sonnenaufgängen, sondern an mir selbst.

Ich habe in den vergangenen Wochen erneut versucht, mich zum Early Bird zu trimmen! Ich habe mir vorgenommen, frühmorgens zu meditieren, Qi Gong oder Yoga zu machen. Und mich jedes Mal geärgert, wenn es nicht geklappt hat.

Ich habe keinen Rotwein, keine Chipstüten und keine Schokolade gekauft, um trotz Jogginghose die Kontrolle über mein Leben zu behalten. Und ja, weil verstreckte Chipstüten-Folien so schlecht für die Umwelt sind. Zwischendurch saß ich dann trotzdem verstohlen mit dem Glas in der Hand & dem Laptop auf dem Schoß auf dem Sofa, um mich mit Netflix-Trailern von den Dilemmas der Welt abzulenken. Ich habe seit Wochen keinen ganzen Film geschaut, weil mir die Nachrichten, das Interior-Online-Shopping oder Posts wie diese hier dazwischen kamen.

Mein Wohnzimmer gleicht regelmäßig einem Schlachtfeld, weil die eine Seite zum Yoga-Onlinestudio aufgehübscht wird, während die andere wie ein Tatort verkabelt & beleuchtet ist. Ich spreche über Achtsamkeit und Ruhe während ich auf das blanke Chaos blicke.

Was ich sagen will (und das ergibt sich tatsächlich erst während ich das schreibe):

 
 

Ich mache derzeit keine Strandspaziergänge – weder zum Sonnenauf- noch zum Weltuntergang. Ich führe aktuell alles andere als ein Bilderbuch-Leben. Das wurmt die Diva & Weltenbummlerin in mir ganz schön, weil sie ‚Alltag‘ für ein böses Schimpfwort hält.

Ich habe aber heute Nacht eine Lösung gefunden! Mein Geist ist ja um halb 1 Uhr nachts sowieso immer hellwach. Diese Lösung könnte man in Kurzform mit einem ‚Fuck it!‘ abhandeln. Etwas ausführlicher gesagt, habe ich verstanden, dass JETZT ganz sicher nicht die Zeit ist, mich zu optimieren & mir mit selbst auferlegten Regeln das Leben schwer zu machen. Das genaue Gegenteil ist womöglich viel angebrachter, zumindest für Menschen wie mich, die ständig zu viel tun, machen & denken. Die sich an den Haaren aus dem Sumpf ziehen und mit 100 Sachen über ihre Grenzen gehen, wenn sie meinen, dass das nun mal sein muss.  

Ich versuch’s also die nächsten Tage mal anders: Laissez-faire für mein inneres Kind! Ich erlaube mir alles & verzichte auf nichts. Ich höre auf mich anzustrengen und ärgere mich ab sofort nicht mehr, weil der Tag nicht produktiv genug war, sondern nur dann, wenn er nicht genug Spaß gemacht hat! 

Ich teste das Leben jetzt einfach mal ohne das Sollen und das Müssen. Eine völlig neue Erfahrung wartet auf mich. Wenn nicht jetzt, wann dann! Und weil du das hier nicht ohne Grund zu Ende gelesen hast: Wäre das nicht auch eine Idee für dich? 

xo Jeanette